Ella Trebe, geb. Beyer
Kommunistische Politikerin, Gewerkschafterin, Aktiv in der Roten Hilfe
6. November 1902 in Berlin-Wedding – 11. August 1943 im KZ Sachsenhausen
Ella Gertrud Beyer kam am 6. November 1902 als Tochter der Waschfrau Pauline Beyer zur Welt. Über ihre Kindheit und Jugend, die sie im Wedding vebrachte, ist wenig bekannt. Sie arbeitete als Metallarbeiterin und trat 1922 in den Deutschen Metallarbeiterverband (DMV) ein. Sie war gewerkschaftliche Vertrauensfrau in der Firma Lewin. Mitte der 1930er Jahre trat Ella Beyer in die KPD ein. Ebenso war sie in der Roten Hilfe Deutschland (RHD) und ab 1930 in der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) aktiv. Im gleichen Jahr heiratete sie den Kommunisten und Unterbezirksleiter des Roten Frontkämpferbundes (RFB) im Wedding Paul Trebe. Ab Ende der 1920er arbeitete sie in der AEG-Apparatefabrik als Wicklerin. Ella Trebe war Frauenleiterin des Einheitsverbandes der Metallarbeiter Berlins (EVMB), eines RGO-Verbandes.
Von 1929 bis 1933 war sie für die KPD in die Bezirksverordnetenversammlung gewählt. Sie forderte, den Bau von Panzerkreuzern einzustellen und die dafür zur Verfügung gestellten Gelder für den Bau von Kinderheimen und Schulspeisungen zu nutzen. Die Forderung wurde von der Gegenseite mit der Begründung verworfen, dass darüber bereits der Reichstag entschieden habe und sich Bezirksversammlungen mit lokalen Problemen auseinandersetzen müssten, nicht überregionalen.
Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten engagierte sich Ella Trebe im Widerstand und hielt Kontakt zu früheren Genoss*innen. Im Juni 1933 nahm sie an einer illegalen Beratung aller Frauenleiterinnen der KPD im Grunewald teil. Von 1934 bis 1936 arbeitete sie in der Maschinen- und Armaturenfabrik Teves in Wittenau und hielt dort Kontakt zu anderen Widerständigen. Auch ihren wöchentlichen Einkauf auf dem Wochenmarkt an der Müllerstraße nutzte sie, um Kontakte zu anderen zu halten und zu knüpfen. Sie verbreitete illegale Schriften wie die „Rote Fahne“ und geheime Informationen. Ella Trebe sammelte auch Geld und Lebensmittel für Verfolgte und deren Angehörige.
Später hatte sie über Wilhelm Guddorf und Erwin Reisler zur Roten Kapelle. Nach der Dienstverpflichtung ihres Mannes in Frankreich übernahm Ella Trebe seine Aufgaben als Leitung der KPD im Wedding.
Außerdem beschaffte sie ein illegales Quartier für den zurückgekehrten Reinickendorfer Ernst Beuthke, der 1942/1943 mit dem Fallschirm über Deutschland abgesprungen war, um Widerstandsaktivitäten zu organisieren. Mehrere geheime Treffen fanden in der Gartenlaube der Trebes statt.
Ernst Beuthke verhielt sich zu auffällig – so kehrte er bei der Suche nach Unterstützer*innen in sein altes Wohngebiet zurück, wo er erkannt, verraten und im Mai 1943 festgenommen wurde. Der Reichsführer der SS ordnete die Festnahme und Ermordung aller mit Beuthke in Verbindung stehenden Personen an.
Daraufhin kam es zur Verhaftung von allen Personen, die mit ihm in Verbindung standen, darunter auch im Juni 1943 Ella Trebe. Sie wurde am 9. Juni in der Laube der Familie Beuthke wegen dem Vorwurf der Vorbereitung von Hoch- und Landesverrat verhaftet und ohne Prozess wurde ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht und am 11. August 1943 mit Ernst Beuthke, seiner Familie und weiteren Freund*innen erschossen.
Im Lauf der Zeit, Paul war nachher kaum noch in Berlin und musste zuletzt [1943] zur Organisation Todt, wo es ihm bei einem Auslandseinsatz gelang, zu den italienischen Partisanen überzulaufen, übernahm Ella Trebe immer
mehr die Leitung unserer Sicherungs- [und Abwehr-] Gruppe. Ella, die eine erfahrene AEG-Gewerkschafterin war, wurde nun meine ,Chefin‘! Einmal sicherten wir- Sewin, Herbert Jacobi, meine Frau und ich – eine Aktion nahe dem KZ Sachsenhausen ab. Häftlinge dieses Lagers hatten bei Außenarbeiten einen Kassiber hintergelegt, den Ella Trebe nun abholte. Ich glaube, es war ein kleiner Tümpel nahe dem Lehnitzsee. Es handelte sich [1941 /42] um die erschreckenden Informationen, dass in Sachsenhausen [Tausende] russische Häftlinge erschossen wurden. Durch
diese und andere Kenntnisse lag so viel Leid auf dieser Frau, dass sie nur noch ernst dreinblickte, es störte sie sogar, wenn ich mal mit meiner Frau herumalberte. Ella hatte auch Verbindung zu Wilhelm Guddorf [1902-1943] von der ,Roten Kapelle‘, an den gab sie die Informationen aus Sachsenhausen weiter. (…) Als Paul Trebe 1947 nach Berlin zurückkehrte, war seine Frau Ella längst tot. Er wolle herausbekommen, durch wen sie hochgegangen war und stieß
dabei auf die Geschichte mit Beuthke. Ernst Beuthke war 1933 [heimlich] von Genossen aus dem Jüdischen Krankenhaus, wo der RFB-Mann aufgrund von Schussverletzungen durch die SA lag, rausgeholt und nach Stettin auf ein Schiff gebracht worden. [Frühjahr] 1943 hat man ihn dann mit dem Fallschirm über Deutschland abgesetzt, und der hat dann das Verbrechen, die Idiotie begangen, sich in Borsigwalde [und Wittenau] bei seiner Familie rumzutreiben und wurde schließlich von einem Nachbarn erkannt [und denunziert]. Eine ganze Reihe von Menschen ging [Mai /Juni 1943] hoch, auch Ella Trebe, deren Anschrift Beuthke im Ausland (wohl von Mielke) erhalten hatte.
Erwin Reisler in einem Zeitzeugeninterview mit Hans-Rainer Sandvoß
Gedenken
1946 sollte die Togostraße, in der Ella Trebe zuletzt wohnte, auf Initiative des antifaschistischen Ausschusses, nach ihr benannt werden. Dies wurde nicht umgesetzt. Ein Antrag der Alternativen Liste auf Namensumbenennung scheiterte auch in den 1970er Jahren. 1946 wurde eine Gedenktafel für sie angebracht, die 1951 zerstört und erneuert wurde. In den 1970er Jahren hat sich eine Jungpioniergruppe im Wedding nach ihr benannt.
Seit 2009 liegt ein Stolperstein für sie vor ihrem letzten Wohnort. Seit 2005 ist eine Straße nahe des Berliner Hauptbahnhofes nach ihr benannt.
- Archiv der VdA (Bild der Gedenktafel)
- Paul Trebe: Lebenslauf Ella Trebe. VdA-Archiv
- Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Wedding und Gesundbrunnen. Berlin 2003
- Stefan Heinz: Ella Trebe. In: https://www.stolpersteine-berlin.de/de/togostr/78/ella-trebe
- Bild: Archiv der VdA.
- BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945 (digital)