23. Januar 1919 in Neukölln, 18. August 1942 in Berlin-Plötzensee
Stenotypistin und Jungkommunistin
Irene Walther wurde am 23. Januar 1919 in Neukölln als vermutlich einziges Kind von Friedrich Walther (1895-1945) und Erna Lerche (1900-1940) geboren. Ihr Vater war Feinmechaniker, ihre Mutter Artistin. Ihre Eltern heirateten im November 1919.
Nach 1933 war sie vermutlich zunächst im Bund Deutscher Mädel aktiv, bis sie Mitte der 1930er Jahre an ihrer Arbeitsstelle in der Rohrfabrik Butzke & Co den jüdischen Jungkommunisten Heinz Birnbaum kennenlernte und sich in ihn verliebte. Mit ihm betätigte sie sich bis 1937 illegal in einer Betriebszelle bei Butzke und verteilte geheime Schriften. Sie nahm auch an geheimen Treffen in Berlin und Brandenburg teil. Über Heinz Birnbaum kam sie in Kontakt mit der jüdisch-kommunistischen Widerstandsgruppe Baum-Kochmann und war als eine der wenigen Nicht-Jüdinnen im engen Kreis der Gruppe aktiv. Kontakte hatte sie auch zu Hildegard und Wolfgang Knabe, die über Felix Heymann ebenfalls in Verbindung mit Baum-Kochmann waren. Bei einem Besuch des Ehepaares Anfang der 1940er Jahre entstand ein Bild von ihr – vermutlich das einzig überlieferte.
Irene Walther schrieb Texte für Flugblätter der Baum-Kochmann-Gruppe auf der Schreibmaschine und war auch am Brandanschlag auf die NS-Propaganda-Ausstellung „Das Sowjetparadies“ Mitte Mai 1942 im Berliner Lustgarten beteiligt. Mit Gerd Meyer tarnte sie sich als Paar und sicherte den Brandanschlag ab. Kurz darauf wurde sie verhaftet und im Juli 1942 zum vom Berliner Sondergericht V Tode verurteilt. Bis kurz vor der Vollstreckung des Urteils war sie im Frauengefängnis in der Barnimstraße inhaftiert. Mit Marianne Baum, Sala Kochmann, Hildegard Jadamowitz und Suzanne Wesse sowie vier Männern wurde Irene Walther am 18. August 1942 in Berlin-Plötzensee ermordet.
Nach Kriegsende lebte kein Familienmitglied von Irene Walther. Ihre Mutter war bereits 1940 an Tuberkulose verstorben, ihr Vater starb im Februar 1945 mit 51 Jahren an einer Brustfellentzündung. Deswegen sind keine Schriftstücke oder Fotos von ihr bekannt ausser dem Foto aus dem Nachlass von Hildegard Knabe, mit der Irene Walther in Kontakt stand.
Erinnern und Gedenken
Gedenkstein in Bln.-Weißensee, Herbert-Baum-Str., Friedhof der Jüdischen Gemeinde und im Berliner Lustgarten. Vor ihrem letzten Wohnhaus in Charlottenburg erinnert ein Stolperstein an sie.
- Regina Scheer: Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe. Berlin 2004.
- Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Kreuzberg. Berlin 1996
- BVVdN. (Hrsg.): Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933-1945. Ein biographisches
Lexikon. Bd. 8 (T- Z), Berlin 2004. - Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer 1933-1945. Biographien und Briefe, 2
Bd. Berlin 1970. - Totenbuch von Plötzensee
- Bild: Privatbesitz Edith Pfeiffer