Marie Wolter, geb. Blume
Arbeiterin, Gewerkschafterin, kommunistische Politikerin
8. Mai 1896 in Lauterberg im Harz – 25. April 1986 in Potsdam
Marie Blume zog nach dem Besuch der Volksschule mit 14 Jahren nach Berlin und arbeitete als ausgebildete Näherin, später als Packerin für Ullstein in Tempelhof und ab 1934 als Lederstepperin. Sie begann sich gewerkschaftlich zu engagieren und trat 1919 in die USPD, 1920 in die KPD ein. 1922 heiratete sie den Schlosser Reinhold Wolter, mit dem sie eine Tochter bekam.
Sie wirkte als Frauenleiterin der KPD in Neukölln und als Leiterin des Unterbezirks Neukölln der Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Organisationen.
Von 1929 bis 1933 war Wolter Stadtverordnete. Nach der Machtübertragung blieb sie für die Partei aktiv, sammelte Geld für die Rote Hilfe und verbreitete illegale Schriften und Flugblätter. Bereits im März 1933 wurde sie kurzzeitig in Schutzhaft genommen. Marie Wolter unterstützte Verfolgte und betreute sie. Für Elisabeth Walter beschaffte sie 1944 ein geheimes Versteck bei ihrer Freundin Margarete Schultchen. Wolter wurde im Zuge der Aktion Gewitteram 22. August 1944 verhaftet und bis Mitte Januar 1945 im KZ Ravensbrück festgehalten. Nach Kriegsende war sie Mitbegründerin des Antifaschistischen Frauenausschusses in Neukölln, der vermutlich Räume im Rathaus nutzte und an deren ersten Versammlungen im Mai 1945 laut Marie Wolter bis zu 500 Frauen teilnahmen.
Die Themen waren Tagesthemen, über die rege diskutiert wurde. So wurden Frauen, die diese Versammlungen besuchten, sich dessen bewusst, dass auch das, was sie zu sagen hatten, von Wichtigkeit war. (…) An der Aussprache beteiligten sich neben Kommunistinnen, Widerstandskämpferinnen und anderen fortschrittlichen Frauen auch Frauen, die das erste Mal in einer Versammlung waren. Sie machten Vorschläge zur Beseitigung der Mängel und boten sich zur Mitarbeit an.
Marie Wolter in ihren Erinnerungen, Zit. Nach Claudia von Gélieu, Wegweisende Neuköllnerinnen, S 254.
Mit der Sozialdemokratin Dora Lösche war sie ab September 1946 Vorsitzende des nun offiziell vom Magistrat angelegten Frauenausschuss. 1946 wurde sie für die SED in die Bezirksverordnetenversammlung Neukölln gewählt. 1950 zog sie nach Treptow und im August 1979 nach Potsdam.
- Hochmuth, Ursel: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Bln. und Brandenburg 1942-1945. Berlin 1998.
- Verein Aktives Museum (Hrsg.): Vor die Tür gesetzt. Im Nationalsozialismus verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933-1945. Berlin 2006
- BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945 (Digital)
- Claudia von Gélieu: Wegweisende Neuköllnerinnen. Von der Britzer Prinzessin zur ersten Stadträtin