Marie Heisig

Arbeiterin, Kommunistin, Vertreterin der proletarischen Frauenbewegung und Stadtverordnete in Berlin 1929-1933

Marie Heisig wurde am 20. Oktober 1892 in Neustadt im heutigen Polen geboren. 1908 kam sie nach Berlin und lebte in Kreuzberg. In Berlin arbeitete sie als Stepperin und war gewerkschaftlich aktiv. 1920 trat sie in die KPD und später auch dem Roten Frauen und Mädchenbund bei. Ab 1925 arbeitete sie bei Leiser und war dort als Frauenleiterin der KPD-Betriebszelle und Betriebsrätin gewerkschaftlich aktiv.

Von 1929-1933 war sie Stadtverordnete im Wahlkreis 5 (Friedrichshain) für die KPD. Noch im März 1933, bei den vorgezogenen Reichstagswahlen, kandidierte sie für die KPD in Friedrichshain.

Nach der Machtübergabe an die Nazis blieb sie für ihre Partei aktiv und kassierte Beiträge in Friedrichshain. Ende März 1934 wurde Marie Heisig verhaftet und am 22. Juni 1934 vom Berliner Kammergericht wegen „Verbreitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Urteilsspruch wurde festgehalten, dass ihr Vergehen „mit aller Strenge des Gesetzes geahndet werden muss“, da es sich bei ihr um eine langjährige und überzeugte Kommunistin handele. Bis 1938 blieb sie in KZ-Haft. Im August 1944 wurde Heisig im Zuge der Aktion „Gewitter“ erneut verhaftet und blieb bis Ende September im KZ Ravensbrück.

Sie überlebte und wohnte nach dem Krieg zunächst in Spandau, war Mitglied der SED in Westberlin und engagierte sich in der VVN. Ab 1950 kämpfte Marie Heisig um die Anerkennung als politisch Verfolgte und um Entschädigungszahlungen für die erlittene Haft. Sie bestritt mehrere Prozesse und erhielt 1954 eine geringe Entschädigungszahlung zugesprochen. Erst 1967 wurde Maria Heisig als poltisch Verfolgte anerkannt.

Im Juni 1971 siedelte sie schon schwer krank in die DDR nach Lichtenberg zu ihrer Familie um, wo sie als „Kämpferin gegen den Faschismus“ geehrt wurde. Marie Heisig starb am 28. Juli 1972 in Ostberlin.


Aktives Museum: Vor die Tür gesetzt. Im Nationalsozialismus verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933-1945.

BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945. Bd. H

Dietlinde Peters: „… und keiner bekommt mich einfach krumm gebogen…“ Frauen in Friedrichshain und Kreuzberg.