Alide Ratsch

Adeline (Alide) Ratsch, geb. Janowski: Christin der Bekennenden Kirche, Pfarrersfrau

Januar 1883 in Staritz (Sachsen) – 17. Juli 1975 in Köpenick

Alide Ratsch war mit dem Pfarrer der Schlosskirchengemeinde, Georg Ratsch (1880-1965), verheiratet. Zusammen unterstützten sie ab 1933 Verfolgte. Während der Köpenicker Blutwoche Ende Juni 1933 versteckten sie Nazigegner und  verfolgte Juden in ihrem Pfarrhaus in Köpenick. Georg protestierte beim Köpenicker Bürgermeister für die Freilassung der Inhaftierten. Zusammen hatten sie zwei Söhne. Beide starben in den letzten Kriegmonaten.

Während der gesamten NS-Zeit unterstützten sie verfolgte Nazigegner, Jüdinnen und Juden und später Kriegsopfer.

Über die Novemberprogrome in Treptow-Köpenick notierte sich Alide in ihrem Tagebuch:

Auf Türen und Straßenpflaster wurden wüste Beschimpfungen aufgeschmiert. Niemand durfte in einen jüdischen Laden, zu einem jüdischen Arzt. Herr Eckstein aus Müggelheim ging von Geschäft zu Geschäft und sagte zu den Inhabern: ‚Ich will Ihnen nur die Hand drücken, damit sie sehen, es gibt auch andere Deutsche‘.

Während den letzten Kriegstagen setzte sich Alide Ratsch mit ihrem Mann Georg für die Rettung der Köpenicker Altstadt und der Kömpenicker Bevölkerung ein. Alide überzeugte einen Kommandanten einer Volkssturmeinheit, von der Verteidigung und womöglichen Sprengung der Köpenicker Dammbrücke abzusehen.

Nach dem Ende des Krieges war Georg bis zu seiner Pensionierung erneut Pfarrer seiner Gemeinde. Er starb nach langer Krankheit 1965. Alide, die ihn bis zum Ende gepflegt hatte, überlebte ihn um zehn Jahre und starb 1975.

Das gemeinsame Grab des Ehepaares Ratsch befindet sich auf dem Friedhof der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Köpenick.

Gedenken

Gedenktafel auf der Dammbrücke in Berlin-Köpenick, eingeweiht am 30. November 2011: „In Erinnerung an die mutige Pfarrersfrau Alide Ratsch (1883-1975), die in der Zeit des Nationalsozialismus Verfolgten Zuflucht gewährte. In den letzten Kriegstagen setzte sie sich couragiert für die Rettung der Köpenicker Altstadt und deren Bewohner ein.“

Gedenktafel zusammen mit Georg am Pfarrhaus der evangelisch reformierten Schloßkirchengemeinde Köpenick, Freiheit 14, enthüllt am 20. Juni 1988

Das gemeinsame Grab des Ehepaares Ratsch auf dem Friedhof der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Köpenick ist bis heute erhalten. 

Gedenktafel für Alide Ratsch auf der Dammbrücke in Köpenick
Gedenktafel für Alide Ratsch an der Dammbrücke in Berlin-Köpenick. Foto: Lotse / Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de
  • Angelika Lübcke: Alide Ratsch (1883-1975), Pfarrersfrau. In: Frauenmosaik. Frauenbiographien aus dem Berline Stadtbezirk Treptow-Köpenick
  • Hans Maur: Berliner Gedenkstätten. Orte des Terrors, der Verfolgung und des Widerstandes. Menschen – verfolgt, verfemt, verbannt, ermordet. 1933 bis 1945. Hrsg. von der Berliner Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener (BVVdN) e.V., Geschichtswerkstatt. Berlin 1998
  • Mutige Köpenickerinnen in finsterer Nazi-Zeit. Aufzeichnungen 65 Jahre nach Beginn der Nazi-Herrschaft und 60 Jahre nach dem Judenpogrom. Hrsg. Vom Bund der Antifaschisten Köpenick e.V. zum Internationalen Frauentag 1998
  • Heinrich-Wilhelm Wörmann: Widerstand in Köpenick und Treptow.
  • BdVVN (Hrsg.). Widerstand in Berlin 1933-1945
  • https://www.gedenktafeln-in-berlin.de/tafeln_content/tafeln/Alide_Ratsch_Berliner_Woche_Koepenick_21.12.2011.pdf