Anna Bormann

Arbeiterin, Sozialdemokratin, Gewerkschafterin und Vertreterin der proletarischen Frauenbewegung, Stadtverordnete in Berlin 1925-1933

Anna Bormann wurde am 11. Juli 1884 in Gefell in Thüringen geboren. Sie lebte zeitweise in Plauen, wo sie Artur Bormann, ihren zukünftigen Ehemann kennenlernte. Zusammen zogen sie nach Berlin-Neukölln und heirateten 1906. Von Beruf war sie Plätterin. In Berlin war sie sofort Teil der sozialdemokratischen Frauenbewegung und engagierte sich für Frauenrechte. Nachdem 1908 Frauen offiziell in politischen Vereinigungen aktiv sein durften, wurde Anna Mitglied der SPD ein. Sie trat auch weiterhin für das Frauenwahlrecht ein und wurde mehrfach auf Demonstrationen verhaftet.

Ihr Ehemann Artur (17. Juli 1881 – 11. Juni 1956), sozialdemokratischer Gewerkschafter und Stadtverordneter von Berlin für Neukölln, schied 1925 aus der Versammlung aus. Fortan vertrat Anna die SPD in der Stadtverordnetenversammlung bis 1933. Im Juni 1933 entzogen die Nazis ihr das Mandat und verboten ihr die politische Tätigkeit. In ihrer Wohnung versteckte sie trotz mehrerer Hausdurchsuchungen und Vernehmungen durch die Gestapo politisch Verfolgte und versorgte sie mit Lebensmitteln. Mehrere Jahre blieb sie unentdeckt.

Im Zuge der Aktion Gewitter wurde Anna Bormann am 22. August verhaftet und ohne Prozess im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück inhaftiert. Wie lang, ist nicht genau bekannt, je nach Quelle drei Wochen oder bis zur Befreiung im April 1945.

Im Juli 1945 trat sie gemeinsam mit ihrem Mann der wiedergegründeten SPD bei und war von 1946 bis 1948 gewähltes Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln. 1946 lebte sie wieder in der Okerstraße 10 in Neukölln. Ihr Mann wurde Inhaber eines Ladens, in dem er ab 1935 gearbeitet hatte.

Anna Bormann starb am 29. Juni 1961 in Westberlin.

Sandvoß, Hans-Rainer: Widerstand in Neukölln. Bd. 4 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945. Hrsg. Gedenkstätte Deutscher Widerstand. (Berlin) 1990, S. 80

Vor die Tür gesetzt. Im Nationalsozialismus verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933-1945. Hrsg.: Verein Aktives Museum e.V. Berlin 2006, S. 156

www.archiv.spd.de/events/gedenkbuch (Gedenkbuch verfolgter Sozialdemokraten (online nicht aufrufbar)

https://www.gvoon.de/verordnungsblatt-vobl-stadt-gross-berlin-1946/seite-456-839164.html