Annemarie Faß, geb. Sacks

Jüdin, Kommunistin, Aktiv in der Roten Hilfe (RHD)

20. Oktober 1902 in Berlin - 18. März 1985 Ost-Berlin

Annemarie Sacks wurde in eine jüdische Familie in Berlin geboren. Etwa zwei Jahre nach ihrer Geburt ließen sich ihre Eltern scheiden. Ihre Mutter trat später zum Christentum über. Ihre Kindheit verbrachte Annemarie überwiegend in Internaten, sie besuchte auch ein katholisches Kloster in den USA.
Nach dem Abitur und dem Abschluss der Handelsschule arbeitete sie in der Exportabteilung eines Versandhauses. Später besaß sie eine Werkstatt zur Herstellung von Bastlerteilen für Radios in Kreuzberg. Ab 1925 engagierte sie sich in der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) und der Roten Hilfe (RHD). Dort war sie Leiterin einer Rechtsabteilung. 1931 trat sie in die KPD ein und war in der Mieterbewegung aktiv. Sie galt schnell als vertrauensvolle Funktionärin des Unterbezirk Südost der KPD und war ab Ende 1932 Mitglied der Unterbezirksleitung Südost.
Verheiratet war Annemarie mit dem jüdischen Kommunisten Jacob Faß (1892-1952). Wann die beiden sich kennenlernten und schließlich heirateten, ist uns bisher nicht bekannt.

Noch im März 1933 – bereits nach dem Verbot der KPD – kandidierte sie für die Bezirksverordnetenversammlung in Kreuzberg und wurde auch gewählt. Schon im April 1933 wurde Annemarie festgenommen und kurzzeitig im SA-Gefängnis General-Papestraße in Tempelhof inhaftiert. Nach ihrer Entlassung war sie erneut illegal tätig. Sie bereitete illegale Treffen vor, war an der Abschrift von illegalen Schriften beteiligt und beschaffte einen Kellerraum für die Arbeit mit einem Abziehapparat. In ihrer Werkstatt stellte sie sie Skalen zum Abhören von Radio Moskau her. Durch die Ausbürgerung ihres Mannes 1935 wurde auch ihr die Staatsbürgerschaft entzogen. 1937 fanden mehrfach Hausdurchsuchungen bei dem Ehepaar Faß statt. Wegen drohender Verhaftung emigrierten Annemarie und Jacob Faß 1937 auf Anraten der illegalen KPD nach China. Auch dort gehörte sie einer antifaschistischen Gruppe an. Sie verfasste Artikel für die Zeitschrift „Gelbe Post“ und arbeitete in der Rückkehrorganisation „Association of German Residents“ mit. Jacob war Mitbegründer des Hilfswerks für d. Opfer d. Nationalsozialismus in Shanghai. Annemarie war Sachbearbeiterin in verschiedenen Einrichtungen und Behörden der DDR, zuletzt im Ministerium für Gesundheitswesen. Von 1959 bis 1961 war sie im Rat des Bezirks Pankow tätig.

  • Kurt Schilde/Rolff Scholz, Sylvia Walleczek: SA-Gef. General- Pape-Str. in Bln. Tempelhof. Spuren und Zeugnisse
  • Archiv d. BVVdN, Bezirksorganisation Prenzlauer Berg
  • BdVVN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945
  • Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße, Frauenhaftraum