Christin, Katholikin, Buchhändlerin, Sprachlehrerin
31. Januar 1921 in Charlottenburg – 5. August 1943 in Plötzensee
Eva-Maria Buch wurde am 31. Januar 1921 in Charlottenburg als Tochter von Erna und Walter Buch geboren. Ihr Vater war freischaffender Maler und Graphiker, ihre Mutter Sekretärin. Beide waren tief religiös. Zeitweise arbeitete Erna mit Sophie Sieg zusammen. Eva-Marie besuchte von 1931 bis 1936 die von katholischen Ordensschwestern geleitete Ursulinenschule in Kreuzberg, ab 1940 die Berliner Universität. Dort belegte sie Seminare in Sprachen und Dolmetscherwesen an der Auslandswissenschaftlichen Fakultät. Später arbeitete sie dort als Assistentin und Sprachenlehrerin.
Zu Beginn der 1940er Jahre begann sie neben dem Studium als Buchhändlerin in Berlin-Mitte zu arbeiten und lernte hier ihren späteren Lebensgefährten Wilhelm Guddorf kennen. Über ihn kam sie in Verbindung mit der „Roten Kapelle“. Über die Bekanntschaft mit Sophie Sieg, einer alten Arbeitskollegin ihrer Mutter Erna, stellte sie den Kontakt zwischen Wilhelm Guddorf und John Sieg wieder her. Zusammen stellten die Paare die „Innere Front“, eine illegale KPD-Schrift her. John und Wilhelm schrieben Artikel, Eva und Sophie übersetzten die Artikel ins Französische und verbreiteten sie auch unter ausländischen Zwangsarbeitenden.
Nach der einsetzenden Verhaftungswelle wurde Eva-Maria Buch am 11. Oktober 1942 verhaftet. Zunächst wurde sie als Lockvogel eingesetzt und blieb für ein paar Tage in der elterlichen Wohnung in Mariendorf unter Gestapo-Aufsicht. Als Wilhelm Guddorf sich telefonisch meldete, konnte sie ihn warnen. Anschließend wurde sie im Polizeigefängnis am Alexanderplatz inhaftiert. Im Prozess übernahm sie die alleinige Verantwortung für die illegalen Artikel und rettete so vermutlich Sophie Siegs Leben.
Im Februar 1943 wurde Eva-Maria Buch im gleichen Prozess wie Adam und Greta Kuckhoff, Wilhelm Guddorff, Maria und Adolf Grimme und anderen vom Reichskriegsgericht wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt. Bis zur Vollstreckung des Urteils war sie im Gerichtsgefängnis Charlottenburg und Frauengefängnis Barnimstraße in Friedrichshain inhaftiert. Ihr Gnadengesuch wurde von Hitler persönlich im Juli abgelehnt.
Zusammen mit zwölf weiteren Frauen der Roten Kapelle wurde Eva-Maria Buch am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee von den Nazis mit dem Fallbeil ermordet.
Meine liebsten Beiden, geliebte Eltern!
Ich habe mich so gefreut über Euren Brief, den ich gestern noch erhielt, den allerletzten Gruß von Euch! Nun heißt es tapfer sein! Wir müssen uns jetzt trennen. Meine Beiden, Ihr, dass ich Euch diesen ärgsten Kummer nicht ersparen konnte! Aber es ist doch alles gut so, wie es kam. Es war so ein unseliger Zwiespalt in mir, das Erleben der letzten Monate brachte die letzte Lösung. Nun ist alles Ruhe und Freude. Meine Gedanken waren schließlich wieder der ganz bei Euch. Eure Treue hat mich tief gerührt. Tausend Dank dafür und für alle Liebe, die Ihr mir gabt. Ich war sehr, sehr froh in der letzten Zeit.
Verzeiht mir, mein Mamale, mein Vaterle. So vieles muss nun auf immer unausgesprochen bleiben, ich muss tief in Eurer Schuld bleiben und hätte doch gern noch wieder gut gemacht. Aber gelt, wir gehören zusammen, und ich bleibe immer in Eurer Mitte. So lieb hab ich Euch, so lieb, und möchte Euch küssen und streicheln und trösten. Grüßt mir alle lieben Menschen! Auf ein frohes Wiedersehen im anderen Leben! Wartet ab in Geduld, bis auch ihr gerufen werdet! Bis zum letzten Atemzuge
Eure Putte.
Abschiedsbrief am Tage ihrer Hinrichtung an ihre Eltern
Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Tempelhof und Schöneberg
Claudia von Gélieu: Wegweisende Neuköllnerinnen.
BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945.
Kurt Schilde: Eva-Maria Buch und die „Rote Kapelle“: Erinnerungen an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer. Bd. 2
Hans Coppi/Johannes Tuchel/Jürgen Danyel: Die Rote Kapelle im Widerstand gegen Hitler