Gertrud Dietrich

Sozialdemokratische Politikerin und aktiv in der Frauenbewegung

Gertrud Dietrich wurde am 27. Februar 1884 als Tochter eines Schmieds in Berlin geboren. Gertruds Mutter starb früh. Nach ihrem Tod kümmerten sich Emil Basner (1852-1918), sozialdemokratischer Gewerkschafter sowie Schriftsteller und dessen Frau um Gertrud und ihre Familie. Über sie kam Gertrud auch in Kontakt mit anderen sozialdemokratischen Politiker*innen, unter anderem Hugo Heimann, Paul Singer und Karl Liebknecht. Nachdem sie ihre kaufmännische Ausbildung abgeschlossen hatte, arbeitete sie als Verwaltungsangestellte. Bis 1939 arbeitete sie für Hugo Heimann als Verwalterin der Stadtverordnetenhäuser im Wedding. Heimann ließ die acht sogenannten „Roten Häuser“ 1901 und überschrieb sie befreundeten sozialdemokratischen Genossen. Damals musste jeder zweite Stadtverordnete Wohneigentum vorweisen. Bewohner waren unter anderem Karl Liebknech, Paul Singe und Eduard Bernstein.

Nachdem 1908 Frauen in politischen Vereinigungen aktiv sein durften, trat Gertrud Dietrich der SPD bei. Ab 1919 war sie ehrenamtlich Leiterin der Frauenarbeit im Wedding und engagierte sich in der gerade gegründeten Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Von 1929 bis 1933 war Gertrud Dietrich Bezirksverordnete im Wedding. Noch im März 1933 wurde sie bei den vorgezogenen Neuwahlen in die Stadtverordnetenversammlung von Berlin im Wahlkreis Wedding gewählt, das Mandat wurde ihr jedoch nach dem Verbot der SPD im Juni 1933 entzogen und die politische Tätigkeit verboten.

Während der gesamten NS-Zeit stand Gertrud Dietrich unter Beobachtung der Gestapo. Widerstandstätigkeiten sind nicht bekannt.

Im Zuge der „Aktion Gewitter“ stand auch Gertrud Dietrich wie alle ehemalige Funktionär*innen der Arbeiterparteien auf den Fahndungslisten und wurde am 22. August 1944 verhaftet. Bis September 1944 wurde sie ohne Prozess im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück inhaftiert. Von der Haft schwer gekennzeichnet kehrte sie nach ihrer Entlassung anch Berlin zurück.

Nach Kriegsende wurde sie Mitglied der wiedergegründeten SPD im Wedding, 1946 der SED.

Gertrud Dietrich starb am 22. September 1957 in Westberlin

Aktives Museum (Hrsg.): Vor die Tür gesetzt. Im Widerstand verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933-1945. (Bild)

Hans Rainer Sandvoß: Die andere Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin 1933-1945

Rainer Holze: Emil Basner