Gertrud Hanna

Sozialdemokratische Politikerin und Gewerkschafterin

22. Juni 1876 in Berlin – 26. Februar 1944 in Berlin-Haselhorst

Gertrud Hanna stammte aus einer armen Berliner Arbeiterfamilie und hatte zwei Schwestern. Nach dem Besuch der Volksschule konnte sie keine Lehre machen, sondern musste mit 14 Jahren anfangen als ungelernte Hilfsarbeiterin in einer Druckerei zu arbeiten. Im gleichen Jahr trat sie in die freie Buchdruckereigewerkschaft ein, deren Vorstand sie ab 1897 angehörte. Ab 1907 arbeitete sie dort hauptberuflich als Gewerkschafterin und  setzte sich für die Rechte der arbeitenden Frauen ein. Von 1915 bis 1933 war sie Chefredakteurin der Zeitschrift „Gewerkschaftliche Frauenarbeit. 1908 trat sie der SPD bei und nahm an den folgenden Parteitagen teil. Ab 1909 leitete sie das zentrale Arbeiter:innensekretariat beim Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB). Von 1919 bis 1933 war sie Mitglied des Preußischen Landtags und der Arbeiterwohlfahrt.

Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten verlor sie durch die Zerschlagung der Gewerkschaften Anfang Mai und dem Verbot der SPD am 22. Juni ihre Arbeitsstelle und alle politischen Funktionen  – und dadurch ihre Existenzgrundlage. Seit 1933 stand sie unter Beobachtung der Gestapo und wurde mehrfach verhört.

Mit ihrer Schwester zog sie sich ins Private zurück. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie mit gelegentlichen Hilfsarbeiten, schwer belastet von der Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Am 26. Februar 1944 nahmen sich die Schwestern aufgrund der Verfolgungsmaßnahmen in ihrer Wohnung in Haselhorst das Leben.

Nach langen mühevollen Nachforschungen gelang es mir schließlich festzustellen, daß Gertrud zusammen mit ihrer Schwester am 26. Februar 1944 den Freitod gesucht und gefunden hat. Es hatten- vor Hitler- noch zwei Schwestern von Gertrud gelebt; sie hatten zu Beginn der Hitlerzeit in ihrer Wohnung einen Selbstmordversuch unternommen, wobei eine von beiden starb. Mit der überlebenden Schwester zog Gertrud zusammen nach Berlin-Haselhorst. Dort schlugen sich beide mühselig mit Flickarbeiten durch. Wie es scheint, hat man Gertrud auch noch mit „Verhören“ gequält und sie gezwungen, in der Volkswohlfahrt mitzuarbeiten. Das alles scheint sie reif gemacht zu haben, den letzten Schritt zu tun.

Marie Juchacz über Gertrud Hannas letzte Jahre

Erinnern und Gedenken

Seit 2021 erinnern vor ihrem letzten Wohnhaus zwei Stolpersteine an Emma Antonie und Gertrud Hanna.

  • Gisela Notz: Gertrud Hanna
  • Siegfried Mielke: Gertrud Hanna 1876–1944. In: Vom Buchdruckerverband zur Einheitsgewerkschaft. 150 Jahre ver.di. Berlin 2016
  • Zitat von Marie Juchacz nach Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Spandau.