Hedwig Siedentopf

Näherin, Parteilos, verheiratet mit Fritz Siedentopf

Hedwig Siedentopf wurde am 22. August 1909 in Rixdorf (Berlin-Neukölln) geboren. Über ihre Kindheit und Jugend ist wenig bekannt.

Ab 1934 arbeitete sie als Kleidernäherin in Tempelhof in der Näherei der Sozialdemokratin Emma Beyer. Emma beherbergte zu der Zeit illegal Fritz Siedentopf (KPD) in ihrer Wohnung an derselben Stelle. Gemeinsam stellten sie illegale Schriften her, vervielfältigten und verbreiteten sie. Auch Hedwig beteiligte sich.

Im August 1934 wurden Emma Beyer (1883-1950) und Fritz Siedentopf verhaftet und zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Hedwigs Beteiligung blieb unentdeckt. Während der Haft kümmerte sich Hedwig um Fritz. Vermutlich verliebten sie sich in der Zeit. Nach Fritz Entlassung 1938 heirateten die beiden im folgenden Jahr und zogen gemeinsam nach Kreuzberg.

Während seiner Haft hatte Fritz Robert Uhrig und Franz Mett kennengelernt, zu denen er nach seiner Entlassung wieder Kontakt aufnahm. Er leitete an seiner Arbeitsstelle eine illegale Gruppe. Hedwig sicherte deren Treffen ab und bewahrte in der Wohnung illegales Material und Vervielfältigungsmatrizen auf. Hedwig und Fritz stellten ihre Wohnung auch mehrfach für geheime Treffen der Uhrig-Römer-Widerstandsgruppe zur Verfügung. Fritz Siedentopf wurde Anfang Februar 1942 festgenommen und inhaftiert. Hedwigs Tätigkeiten blieben dabei unentdeckt.

Hedwig besuchte ihn mehrfach in der Haft und war voller Sorge. Anfang September 1944 hatte sie eine Besuchserlaubnis erhalten. Erst bei ihrer Ankunft im Zuchthaus Brandenburg erfuhr sie, dass das Todesurteil gegen ihren Mann bereits am 28. August 1944 zuvor vollstreckt wurde.

„Als ich am 3. September nach erhaltener Besuchserlaubnis voller Hoffnung, meinen Mann noch lebend anzutreffen, im Zuchthaus zur Sprechstunde erschien, wurde mir vom Wachpersonal mitgeteilt, daß mein Mann nicht mehr am Leben sei.“

Bericht von Hedwig Siedentopf-Hermann vom 14. Juni 1976

Hedwig überlebte die NS-Zeit und arbeitete nach 1945 im Bezirksamt Kreuzberg. Dort wurde sie entlassen und zog 1951 nach Hohenschönhausen. Sie starb 1994 in Berlin.

BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945. Bd. S.

Luise Kraushaar: Berliner Kommunisten im Kampf gegen den Faschismus.

Foto: Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer Weißensee: Antifaschistischer Widerstand in Berlin-Weißensee 1933 bis 1945.