Helene von Schell

Sekretärin, Gerechte unter den Völkern

20. Juli 1903 in Hamburg – 4. März 1956 in Berlin

Die Sekretärin Helene von Schell zog Ende der 1920er Jahre von Hamburg nach Berlin-Moabit und lebte allein in der Waldstraße 6. Hier lernte sie den jüdischen Geschäftsmann Hans Foß kennen. Die Freundschaft blieb auch nach der Machtübertragung an die Nazis im Januar 1933 bestehen. Am 30. November 1942 besuchte sie ihn und seine Familie zufällig, als diese den Deportationsbefehl für den nächsten Tag erhielt. Von Schell überredete die 4-köpfige Familie, sich der Deportation zu entziehen und illegal zu leben. Sie quartierte sie bis zum Ende des Krieges bei sich in ihrer Ein-Zimmer-Wohnung ein und schlief fortan in der Küche. Unterstützt wurden sie auch von der Nachbarschaft, ohne Papier standen der Familie Foß keine Lebensmittelmarken zu. Auch die Ehefrau des Nazi-Beamten Max Seeliger, hatte Mitleid mit der Familie und verriet sie nicht.

Gedenken

Gedenktafel in Berlin-Moabit, Waldstr. 6
2000 posthum als Gerechte unter den Völkern geehrt

„Unabhängig von der starken Sympathie, die Helene von Schell für meinen Vater aufbrachte, war sie auch mutig in ihrem ganzen Wesen. Ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl paarte sich bei ihr mit persönlicher Furchtlosigkeit. Da sie recht impulsiv sein konnte, lief das enge Zusammenleben manchmal nicht ohne Spannungen ab. Die Situation war auch dadurch sehr ernst, da unsere Wohnung einen gemeinsamen Korridor (einschl. Toilette) mit der Wohnung des NS-Blockwartes Seeliger hatte. Dessen Ehefrau wußte über uns Bescheid. Aber ihm gingen wir möglichst aus dem Weg, denn er war überzeugter PG [wahrscheinlich Parteigenosse]. Zu unserem Glück kam er als Borsig-Schlosser erst spät nach Hause. Frau Seeliger machte ihrem Mann wohl gewisse allgemeine Andeutungen, aber er glaubte anscheinend nicht daran, daß Hitler die Juden ermorden ließ.


Frau Seeliger, die auch die Lebensmittelkartenverteilung vornahm, steckte meiner Mutter wiederholt heimlich etwas zu. Auch andere Hausbewohner, wie das Ehepaar Mühlpford, das vermutlich durch Bekannte aus unserer alten Wohngegend eingeweiht worden war, überließen meiner Mutter Brotmarken.“

Harry Foß (1933-1996) beurteilt 1993 die Motive der Beschützer

  • Hans-Rainer Sanddvoß: Widerstand in Mitte und Tiergarten
    BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945.
  • Helene von Schell in der Onlinedatenbank von Yad Vashem
  • Fotos von Familie Foß: GdW, Schrift 335