Hildegard Margis, geb. Beck

31. Mai 1897 in Posen/Poznań, 30. September 1944 im Frauengefängnis Barnimstraße

Verlegerin, Kommunalpolitikerin der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DVP)

Nach ihrem Sohn war Hildegard Margis  Ende der 1920er Jahre eine der bestverdienenden Frauen Deutschlands. Die alleinerziehende Witwe konnte mit ihren beiden Kindern, der Köchin, Dienstmädchen und zwei Sekretärinnen eine Acht-Zimmer-Wohnung am Kaiserdamm beziehen und sich bald eine eigene Villa leisten. Sie hatte sich mit dem „Hauswirtschaftlichen Einkaufs-, Beratungs- und Auskunftsdienst“ (Heibaudi) – eine Art Verbraucher:innenberatung – als erfolgreiche Unternehmerin etabliert. Margis wurde zum Mitglied des Reichswirtschaftsausschusses ernannt und gehörte ab 1922 als Abgeordnete der Deutschen Volkspartei der Charlottenburger Bezirksversammlung an. 

Unter dem NS-Regime galt sie als „Halbjüdin“. Trotz eigener Diskriminierung unterstützte sie Verfolgte. Über eine Freundin kam sie in Kontakt mit Saefkow-Jacob-Bästlein-Gruppe. An sie gab Margis Informationen über das Vergeltungswaffen-Programm weiter, an die sie über die Familie gelangte: Der daran beteiligte Wissenschaftler Werner von Braun war der Schwager ihrer Tochter Hilde, die mit seinem Bruder, dem Diplomaten Sigismund von Braun, verheiratet war. Zusammen mit vielen anderen der Widerstandsgruppe wurde Margis im Herbst 1944 verhaftet. Im Frauengefängnis Barnimstraße starb sie am 30. September 1944 an den Haftbedingungen. Begraben wurde sie auf dem Waldfriedhof Heerstraße in Berlin-Westend.

Gedenken

An ihrer letzten Wohnadresse in der Lyckallee 28 in Charlottenburg erinnert seit 2008 ein Stolperstein an Hildegard Margis.

  • BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945 (Digital)
  • Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942-1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein. Berlin 1998.
  • Foto: Archiv der VVN-BdA