Libertas Schulze-Boysen

Libertas Schulze-Boysen, geborene Haas-Heye

20. November 1913 in Paris – 22. Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee

Erzähl allen, allen von mir. Unser Tod muss ein Fanal sein.

Diese Worte schrieb Libertas Schulze-Boysen in ihrem letzten Brief an ihre Mutter. Der Familie wurde jedoch unter Androhung der Todesstrafe verboten, über die Haft und ihre Todesumstände zu berichten. Inzwischen ist einiges über das Leben und Handeln von Libertas bekannt geworden.

Libertas Schulze Boysen wurde 1914 in Paris in eine Familie des preußischen Adels geboren. Sie ging in Berlin und Zürich zur Schule und lebte nach ihrem Abitur in Großbritannien, bis sie im Jahr 1933 als Pressereferentin bei Metro-Goldwyn-Mayer in Berlin eingestellt wurde. Die damals 19-jährige nahm die Stelle bei der Filmgesellschaft an und trat zur gleichen Zeit in die NSDAP ein. In ihren Filmkritiken lässt sich eine deutliche Nähe zu nationalsozialistischer Ideologie feststellen.

Kurz darauf lernt sie ihren späteren Ehemann, den Widerstandskämpfer Harro Schulze-Boysen kennen, den sie 1936 heiratete. In diesen Jahren hatte das junge Ehepaar Kontakt zu Künstlerinnen und Intellektuellen, welche später Teil der Roten Kapelle wurden. Infolgedessen tratt sie vier Jahre nach ihrem Eintritt wieder aus der NSDAP aus, mit der Begründung „als Ehefrau zeitlich und gesundheitlich nicht mehr in der Lage zu sein, allen Anforderungen der Parteiarbeit zu entsprechen“.

Das Haus des Ehepaars Schulze-Boysen steht von nun an für alle offen. Hier werden ausländische Zeitungen gelesen, KZ-Häftlinge unterstützt und eigene Informationszeitschriften verfasst. Neben ihrer Arbeit als Filmkritikerin sammelte sie im Reichspropagandaministerium Bildmaterial über deutsche Kriegsverbrechen, die auch für Flugblätter verwendet wurden.

Nach dem Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion vermittelte sie ein vertrauliches Treffen mit einem Mittelsmann des Nachrichtendiensts der Roten Armee in ihrer Wohnung. Dabei soll sie, laut ihrer Verurteilung, am Treffen teilgenommen und technische Einzelheiten zur Aufnahme des Sendebetriebs weitergegeben haben.

Durch die Entschlüsselung geheimer Funksprüche, in denen Namen und Adressen genannt wurden, wurden sie und ihr Mann 1942 verhaftet und zum Tode verurteilt. Am 22. Dezember 1942 wurde sie in Plötzensee hingerichtet.

In der Gefängniszelle verfasste Libertas einige Gedichte, beispielweise „In Zelle 20“:

Sie nahmen den Namen mir an der Tür
Das Wünschen an der Schwelle.
Die Träume einzig blieben mir
in meiner kahlen Zelle.

Die Biografie stammt von der Antifaschistischen Vernetzung Lichtenberg.

  • Biografie von Silke Kettelhake
  • Verzeichnisse zur Roten Kapelle
  • Begleithefte der Gedenkstätte des Deutschen Widerstands (Zur Biografie dort)
  • Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer Band 2
  • Hans Coppi und andere: Unsere Straße tragen große Namen (Hrsg. von Berliner VVN-BdA)
  •  Hans-Rainer Sandvoß: Die andere Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin 1933-1945.
  • Totenbuch Plötzensee
  • Foto: Privatarchiv G.W.