Luise Kraushaar, geb. Szepansky

13. Februar 1905 in Berlin-Wedding, 10. Januar 1989 in Ost-Berlin

Kommunistin, Mitarbeiterin im Geheimdienst der KPD, Restistance-Kämpferin

Luise Szepansky wurde im Wedding in eine Arbeiterfamilie geboren. Mit ihrem jüngeren Bruder Wolfgang wuchs sie in Mariendorf auf. Sie schloss sich schon in frühen Jahren dem KJVD an. Ab 1919 arbeitete sie beim Presse- und Buchverlag August Scherl, ab Ende der 1920er Jahre als Sekretärin für besondere Aufgaben für den Geheimapparat der KPD. Sie tippte Berichte und dechiffrierte Spionagebotschaften. 1924 heiratete sie Wilhelm Kraushaar und bekam mit ihm zwei Töchter. 1930 ließ sich das Paar scheiden.
Über den kommunistischen Agenten Leo Roth hatte sie Kontakte zu Angehörigen führender Militärs und erhielt darüber im Februar 1933 Informationen über eine Rede Hitlers am 3. Februar 1933 und übermittelte diese an die Sowjetunion. Im Frühjahr 1934 floh sie wegen drohender Verhaftung mit ihren zwei Töchtern über Prag in die Sowjetunion. 1935 ging sie auf Parteibeschluss der Kommunistischen Partei der Sowjetunion allein nach Paris, ihre Töchter blieben in einem sowjetischen Kinderheim der Roten Hilfe. In Paris lebte sie zusammen mit ihrer Freundin und Genossin Irene Wosikowski (1910-1944) unter bescheidenen Verhältnissen. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen wurden beide als „feindliche Ausländerinnen“ im größten französischen Internierungslager Gurs inhaftiert, waren aber auch hier illegal aktiv, bis ihnen die Flucht gelang. Nach der Geburt einer weiteren Tochter ging Kraushaar 1943 nach Marseille und baute dort eine Résistance-Gruppe auf. 




Luise Kraushaar. Foto: Bundesarchiv, BILDY 10-816-01

Rückkehr nach Deutschland und Leben in der DDR

1946 kehrte sie nach Berlin zurück und sah ihre Kinder nach langer Trennung wieder. Sie trat der SED bei und war Funktionärin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED. Kraushaar schrieb zahlreiche Bücher über den Widerstand gegen die Nationalsozialisten, auch als eine der ersten über die Rolle von Frauen.

Luise Kraushaar nach 1945, Foto: Bundesarchiv BILDY 10-816-36-66
Luise Kraushaar nach 1945. Foto: Bundesarchiv, BILDY 10-816-32-66

Bestattet wurde Luise Kraushaar neben ihrer 1978 verstorbenen Tochter Ursula Vogel, geb. Kraushaar auf der Grabanlage für Verfolgte des Nazi-Regimes (VdN) auf dem Friedhof Friedrichsfelde.

  • BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945 (Digital)
  • Zeitzeuginnengespräch von Wolfgang Szepansky mit Luise Kraushaar, 1988. Bericht im Archiv der ehemaligen VVN West-Berlin
  • Hans-Rainer Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt: Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945. Berlin 2007
  • Heinz Voßke: Im Kampf bewährt. Erinnerungen deutscher Genossen an den antifaschistischen Widerstand von 1933 – 1945. Berlin 1969, 1977, 1987 (mit einem Erinnerungsbericht von Luise Kraushaar)
  • Dora Schaul u. a.: Résistance. Erinnerungen deutscher Angehöriger der französischen Resistance und der Bewegung »Freies Deutschland«. Hrsg.: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Berlin 1973
  • Wer war wer in der DDR?: Luise Kraushaar