Martha Butte, geb. Riedel
Arbeiterin, Kommunistin und Arbeitersportlerin
Martha Riedel wurde am 4. April 1912 in eine Arbeiterfamilie in Berlin-Prenzlauer Berg geboren. Ihr Vater war der Zinkgießer August Riedel, ihre Mutter Anna, geborene Richter. Ihr vier Jahre älterer Bruder war der Widerstandskämpfer Fritz Riedel (1908-1944). An seinem ehemaligen Wohnhaus in der Rigaer Straße 64 in Berlin-Friedrichshain befindet sich eine Gedenktafel für ihn.
Über Marthas Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Sie wuchs mit ihrem Bruder Fritz in Friedrichshain in der Frankfurter Allee auf und war im Arbeitersport im ASV Fichte aktiv. Sie besuchte die Volksschule, absolvierte anschließend eine Lehre als Verkäuferin und arbeitete in verschiedenen Betrieben. Wie ihr Bruder Fritz wurde Martha Butte 1929 KPD-Mitglied.
Ab spätestens 1940 gehörte Martha Butte fest zum Widerstandskreis um Ihren Bruder und Josef „Beppo“ Römer und erledigte die Schreibarbeiten für die Gruppe. Im gleichen Jahr heiratete sie Fritz Butte, der ebenfalls in dem Kreis aktiv war und bereits eine Haftstrafe hinter sich hatte. Deswegen wurde den Buttes kurz nach der Hochzeit die Wohnung gekündigt. Im NS-Regime sei es den anderen Hausbewohnenden nicht zuzumuten gewesen, mit einem ehemaligen Zuchthäusler zusammenzuleben. Die Buttes zogen auf Vermittlung von Marthas Schwester nach Kaulsdorf ins Haus am Birkenwerder 11.
In dem Haus fanden mehrere illegale Treffen der Römer-Gruppe statt. Außerdem wurde hier auch am Kernstück der politischen Arbeit, dem „Informationsdienst“ geschrieben. Martha war von Beginn an maßgeblich an der Herstellung dieser illegalen Zeitung beteiligt. Zusammen mit ihrem Ehemann Fritz Butte stellte sie auch Verbindung zu Widerstandsgruppen in Tschechien her. Zu dieser Zeit arbeitete Martha als kaufmännische Angestellte in einer AEG-Fabrik in Berlin-Treptow, so wie ihr Bruder Fritz Riedel, ihr Ehemann Fritz Butte und auch andere Widerständige, wie Werner Seelenbinder und Fritz Plön.
Martha Butte war gemeinsam mit ihrem Mann für die Suche nach einem Ort für ein illegales Treffen der Gruppe mit dem Uhrig-Kreis im Sommer 1941 verantwortlich. Am 24. August kam es zum größten Zusammentreffen von Antifaschist*innen. Martha Butte war auch in Garmesgrund in Brandenburg anwesend und mit für die Absicherung zuständig.
Am 29. April 1942 wurde Martha Butte das erste Mal verhaftet, am 22. Mai 1942 aber vermutlich aufgrund ihrer Schwangerschaft entlassen. Charlotte Eisenblätter, wegen Vorbereitung zum Hochverrat am 25. August 1944 in Plötzensee hingerichtet, übernahm bei ihrer Haftung im Februar 1942 die alleinige Verantwortung für die Arbeit am „Informationsdienst“ und rettete so Marthas Leben. Am 27. April 1944 wurde Martha erneut verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu fünf Jahren „Zuchthaus“ und fünf Jahren „Ehrverlust“ verurteilt. Bis zur Befreiung durch US-amerikanische Truppen blieb Martha Butte im Konzentrationslager Witten/Annen.
Anschließend kehrte sie nach Berlin zurück und lebte zusammen mit ihrem Mann Fritz in der DDR. Der Arbeitersportler und Kommunist Fritz wurde 1937 erstmals verhaftet und saß zwei Jahre im Zuchthaus Brandenburg-Görden. Nach seiner Entlassung nahm er wieder Kontakt mit Widerständigen auf. Ab 1940 im Römer-Kreis aktiv, wurde Fritz 1942 zum Kriegsdienst eingezogen. Er geriet in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 zurückkehrte.
Mit ihrem Mann legte Martha umfangreich Zeugnis ab. So sind Briefwechsel zwischen ihr und der DDR-Historikerin Luise Kraushaar erhalten, in dem Martha über die Gruppe Uhrig-Römer berichtet. Auch nach dem Tod ihres Mannes 1979 und der Wende 1989/90 gab sie noch mehrere Zeitzeugeninterviews, so auch Hans Rainer Sandvoß von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Jahr 1995. Bis zu ihrem Tod 2000 setzte sich Martha Butte für die Erinnerung an ihre Freund*innen im Widerstand ein. Viele ihrer ehemaligen Weggenoss*innen wurden Opfer des Nationalsozialismus.
Gedenken und Erinnern
Es gibt noch keinen Stolperstein oder einen Gedenkstein für Martha Butte. In Marzahn-Hellersdorf steht ihr Name auf einer Liste zu ehrender Personen des Bezirks. Auch in Garmesgrund, dem Ort des Treffens 1941, steht ein Gedenkstein für Teilnehmer des Treffens. Martha Buttes Name fehlt. Seit 2020 wird ihr während der jährlichen antifaschistischen Gedenkwanderung der VVN-BdA Kreisverbad Märkisch-Oderland gedacht.
- Hans-Rainer Sandvoss: Widerstand in Friedrichshain und Lichtenberg. Gedenkstätte Deutscher Widerstand, 1998
- Luise Kraushaar: Berliner Kommunisten im Kampf gegen den Faschismus 1936 bis 1942
- Heinrich-Wilhelm Wörmann: Widerstand 1933-1945: Köpenick / Treptow
- BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berli 1933-1945. Bd. B.
- Wanderung zum Garmengrund der VVN-BdA Märkisch-Oderland