Rosa „Ruchel“ Kahn, geb. Hütterer
Dezember 1909 in Oswiecim (Auschwitz) – 4. September 1999 in Berlin
Jüdin, Kommunistin, Arbeitersportlerin
Rosa Hütterer wurde am 7. Dezember 1909 in Oswiecim (Auschwitz) geboren. Sie hatte 10 Geschwister, ihr Vater war Weinhändler und Fabrikbesitzer. Nach dem Besuch der Volksschule in Polen besuchte sie eine jüdische Mittelschule in Berlin und absolvierte anschließend eine Ausbildung zur Schriftsetzerin. 1928 begann sie, sich im kommunistischen Jugendverband zu engagieren, 1930 in der KPD und dem Arbeitersportverein Fichte sowie der Internationalen Arbeiterhilfe und Roten Hilfe Deutschland. Im KJVD war sie als Funktionärin aktiv und leitete eine Gruppe in Lichtenberg. Seit 1932 war sie mit dem jüdischen Kommunisten Siegbert Kahn (1909-1976) verheiratet, den sie über gemeinsame Aktivitäten kennengelernt hatte. Im gleichen Jahr hat sie ihre Arbeit als Schriftsetzerin verloren. Seit 1933 lebte sie in Lichtenberg im Archibaldweg 9 (damals Ostbahnstr.).
Ab 1933 leistete Rosa Kahn mit ihrem Mann Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Sie war als Kurierin aktiv und an der Vervielfältigung illegaler Literatur beteiligt. Bereits Anfang November 1933 erstmals verhaftet, war wurde sie bis Ende März 1934 im Polizeipräsidium am Alexanderplatz, im Frauengefängnis Barnimstraße und im KZ Moringen in „Schutzhaft“ genommen. Bei der Verhaftung war sie schwanger, wegen bevorstehender Entbindung ihres Sohnes Gerhard wurde sie entlassen. Nach ihrer Entlassung engagierte sie sich erneut mit ihrem Mann in einem Freundeskreis um Hans und Carmen Fruck und unterstützte Angehörige politisch Inhaftierter.
Wegen der wachsenden Bedrohung vor erneuter Verhaftung emigrierte sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn zunächst nach Prag und im April 1939 nach London. Dort arbeitete sie in einer Fabrik und engagierte sich in der Freien Deutschen Bewegung und im Freien Deutschen Kulturbund.
Im August 1946 kehrten die Kahns nach Berlin zurück. Rosa Kahn arbeitete zunächst als Übersetzerin, anschließend als Redakteurin im Dietz-Verlag Berlin. 1949 zog die Familie von Zehlendorf nach Treptow. Rosa Kahn starb am 4. September 1999 in Berlin. Sie wurde neben ihrem Mann in der Grabanlage Pergolenweg auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.
- Archiv der VVN-BdA: Kartei 490 (BVVdN)
- Antrag auf Opfer des Faschismus. Im: Landesarchiv Berlin, c Rep. 118-01, Nr. 1758
- Regina Scheer: Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe. Berlin 2004
- BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945 (Digital)