Rose Schlösinger, geb. Ennenbach
Wohlfahrtspflegerin und Jungsozialistin
Rose Schlösinger wurde am 5. Oktober 1907 in Fankfurt am Main in eine Arbeiterfamilie geboren. Ihr Vater Peter war Schlosser. ihre Mutter Sophie, eine bekannte überzeugte Sozialdemokratin und in der Arbeiterwohlfahrt aktiv, war Fabrikarbeiterin. Nach der Scheidung der Eltern wuchs Rose bei ihrer Mutter auf. Sie war schon früh politisch in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) in Frankfurt und später auch in der Gewerkschaft aktiv.
Sie absolvierte eine Lehre als Kindergärtnerin und studierte später Jugendpflege und Berufsberatung.
Anfang der 1930er Jahre heiratete Rose in erster Ehe Friedrich Heinemann. Kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Marianne im Januar 1932 ließ Rose sich scheiden und zog zurück zu ihrer Mutter.
Nach der Machtübertragung an die Nazis im Januar 1933 verloren Rose und auch ihre Mutter Sophie ihre Arbeitsstellen und erhielten Arbeitsverbote. Später arbeitete sie als Sekretärin. 1934 zog Rose mit Tochter und Mutter nach Chemnitz, wo sie 1939 Bodo Schlösinger (1908-1943) heiratete. Im gleichen Jahr zogen sie zusammen mit Roses Mutter Sophie nach Berlin. Dort arbeitete Rose als Sekretärin und Bodo als Übersetzer für Russisch im Auswärtigen Amt.
Zusammen mit Sophie beteiligten sie sich an Diskussionsabenden um Arvid und Mildred Harnack und Karl und Clara Behrens. Rose Schlösinger wirkte als Kundschafterin und leitete verschlüsselte Funksprüche von Arvid Harnack an Hans Coppi weiter. Bodo wurde 1940 als Übersetzer zur Wehrmacht eingezogen und an die Ostfront versetzt. Dort beobachtete er Morde an der Zivilbevölkerung und berichtete Rose in seinen Briefen.
Im Zuge der einsetzenden Verhaftungswelle gegen die Rote Kapelle ab Spätsommer 1942 wurde Rose Schlösinger im September 1942 verhaftet und im Januar 1943 mit anderen Mitgliedern der Roten Kapelle vom Reichskriegsgericht wegen Landesverrat und Spionage zum Tode verurteilt und am 5. August in der NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee ermordet. Nachdem Bodo Schlösinger vom Urteil gegen seine Frau erfahren hatte, beging er im Februar 1943 an der Ostfront Suizid.
Gedenken
In Frankfurt am Main trägt eine Parkanlage ihren Namen. An ihrem alten Frankfurter Wohnhaus erinnert eine Bronzegedenktafel an sie. Seit 1. Januar 2018 liegt ein Stolperstein für Rose und Bodo vor ihrem letzten Wohnort in Mitte.
- Gerhardt Hochhuth: Ich habe kein »Klassenbewusstsein« – nur Menschenbewusstsein. Rose und Bodo Schlösinger und die Rote Kapelle. Berlin 2023
- Rose Schlösinger bei Stolpersteine Berlin
- BdVVN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945
- Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer 1933–1945. Biografien und Briefe. Band 2
- Regina Griebel, Marlies Coburger, Heinrich Scheel: Erfasst?: das Gestapo-Album zur Roten Kapelle : eine Foto-Dokumentation
- Ausstellung von Stefan Roloff in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand: Zeitzeugnisse. Überlebende der Roten Kapelle sprechen
- Rose Schlösinger im Totenbuch von Plötzensee, Gedenkstätte Deutscher Widerstand
- Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus: Rose Schlösinger