Rose Schlösinger, geb. Ennenbach

Kindergärtnerin und Sekretärin

Passbild (um 1939). Nachlass Schlösinger-Ennenbach-Sideri in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Passbild (um 1941). Nachlass Schlösinger-Ennenbach-Sideri in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Rose Schlösinger wurde am 5. Oktober 1907 in Frankfurt am Main in eine Arbeiterfamilie geboren. Ihr Vater Peter war Schlosser. ihre Mutter Sophie Ennenbach, eine bekannte überzeugte Sozialdemokratin und in der Arbeiterwohlfahrt aktiv, war zunächst Fabrikarbeiterin. Nach der Scheidung der Eltern wuchs Rose bei ihrer Mutter auf. Sie war schon früh politisch in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) in Frankfurt aktiv. Sie machte eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und studierte später Jugendpflege und Berufsberatung. 
Anfang der 1930er Jahre heiratete Rose in erster Ehe Friedrich Heinemann. Kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Marianne im Januar 1932 ließ Rose sich scheiden und zog zurück zu ihrer Mutter. 

Nach der Machtübertragung an die Nazis im Januar 1933 verloren Rose und auch ihre Mutter Sophie ihre Arbeitsstellen und fanden in Frankfurt keine Arbeit mehr. 1934 zog Rose nach Chemnitz, wo sie in einer Schreibmaschinenfabrik zunächst als Maschineneinschreiberin, später als Stenotypistin arbeitete und Tochter und Mutter nachholen konnte. 1939 heiratete sie dort Bodo Schlösinger (1908-1943). Im gleichen Jahr zogen alle zusammen nach Berlin. Dort arbeitete Rose als Sekretärin und Bodo als Übersetzer für Russisch im Auswärtigen Amt. 
Bodo war durch den Englischunterricht am Berliner Abendgymnasium bei Mildred Harnack 
schon sehr früh in den Diskussionskreis von Arvid Harnack einbezogen, zusammen mit Karl und Clara Behrens, dann auch mit Rose und Sophie Ennenbach. Rose übernahm dort besondere Aufgaben, zuletzt leitete sie verschlüsselte Funksprüche von Arvid Harnack an Hans Coppi weiter. Bodo wurde erst 1941 zur Wehrmacht eingezogen und als Dolmetscher an der Ostfront eingesetzt. 
Im Zuge der einsetzenden Verhaftungswelle gegen die Rote Kapelle ab Spätsommer 1942 wurde Rose Schlösinger im September 1942 verhaftet und im Januar 1943 mit anderen Mitgliedern der Roten Kapelle vom Reichskriegsgericht wegen Spionage zum Tode verurteilt und am 5. August in der NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee ermordet. Nachdem Bodo Schlösinger vom Urteil gegen seine Frau erfahren hatte, beging er im Februar 1943 an der Ostfront Suizid.

Roses Mutter Sophie Ennenbach kümmerte sich um ihre Enkelin. Nach dem Ende des Krieges lebte Sophie Ennenbach in Ost-Berlin. Nach ihrem Tod wurde sie auf dem Friedhof Friedrichsfelde bestattet. Das Grab ist heute nicht mehr erhalten.

Gedenken

In Frankfurt am Main trägt eine Parkanlage ihren Namen. An ihrem Frankfurter Geburtshaus erinnert eine Bronzegedenktafel an sie. Seit 1. Januar 2018 liegt ein Stolperstein für Rose und Bodo vor ihrem letzten Wohnort in Mitte.

  • Gerhardt Hochhuth: Ich habe kein »Klassenbewusstsein« – nur Menschenbewusstsein. Rose und Bodo Schlösinger und die Rote Kapelle. Berlin 2023
  • Rose Schlösinger bei Stolpersteine Berlin
  • BdVVN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945
  • Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer 1933–1945. Biografien und Briefe. Band 2
  • Regina Griebel, Marlies Coburger, Heinrich Scheel: Erfasst?: das Gestapo-Album zur Roten Kapelle : eine Foto-Dokumentation
  • Ausstellung von Stefan Roloff in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand: Zeitzeugnisse. Überlebende der Roten Kapelle sprechen
  • Rose Schlösinger im Totenbuch von Plötzensee, Gedenkstätte Deutscher Widerstand
  • Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus: Rose Schlösinger