Elisabeth Walter

Elisabeth "Lisa" Walter

23. Februar 1910 in Berlin, 1998 in Berlin

Kommunistin, Gewerkschafterin, aktiv in der Roten Hilfe

Elisabeth Walter wuchs in Neukölln zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Margarete (1913-1935) auf. Ihre Eltern besaßen einen Molkereibetrieb. Nach dem Besuch der Volksschule machte sie ihr Abitur an einer Handelsschule und arbeitete bis 1932 bei der sowjetischen Handelsvertretung in Kreuzberg als Stenotypistin, später in mehreren Betrieben in ganz Berlin. Im Alter von 16 Jahren begann sie sich im kommunistischen Jugendverband zu engagieren, später in der KPD und der Roten Hilfe.
Nach der Machtübertragung war Elisabeth Walter für die KPD in der „Weißen Stadt“ in Reinickendorf-Ost aktiv. In dieser bei den Nazis verhassten, architektonisch fortschrittlichen Siedlung lebten viele Menschen, die sich im Widerstand engagierten. Elisabeth Walter wurde zwei Mal wegen Verbreitung illegalen Materials verhaftet und aus Mangel an Beweisen fei gelassen. Paul Wagenknecht, der Ehemann von Frieda Wagenknecht, sagte zu ihren Gunsten aus.  Im Jahr 1941 tauchte sie unter und blieb bis Kriegsende im Untergrund, blieb aber weiterhin illegal aktiv. Bis 1942 hatte sie über den kommunistischen Journalisten John und seine Ehefrau Sophie Sieg (1893-1987), die bis 1933 ebenfalls in der Weißen Stadt gewohnt hatten und dann wegen weiterer drohender Verhaftung von John Sieg nach Neukölln zogen, Kontakte zur Roten Kapelle und organisierte mit ihrem Lebensgefährten Willy Schumacher den Vertrieb illegaler Schriften. Willy Schumacher adoptierte auch ihren Sohn aus einer früheren Verbindung, da der leibliche Vater Jude war. Ab 1943 hatte sie über eine Freundin Verbindungen zur Saefkow-Bästlein-Gruppe und vermittelte Ihnen Kontakte zu anderen Widerstandskämpfer:innen. Sie wirkte als Kurierin von Informationen und geheimen Materials zu in Berliner Außenlagern des KZ-Sachsenhausen inhaftierten Kommunisten und wieder heraus, darunter ihren früheren Lebensgefährten Herbert Tschäpe und verhalf einigen zur Flucht. Ab Sommer 1944 von der Gestapo gesucht, lebte sie bis Kriegsende illegal unter falschem Namen, beteiligte sich aber bis zuletzt an Flugblattaktionen und verfasste bereits am 6. Mai 1945 einen „Bericht über die Arbeit der Gruppe ‚Martin-Kurt’ (Franz Jacob u. Anton Saefkow)“.
Nach dem Ende des Krieges trat sie in die KPD/SED ein und arbeitete zunächst im Bezirksamt Neukölln, dann beim Berliner Rundfunk und engagierte sich im Deutschen Demokratischen Frauenbund (DFD). Später lebte sie in der DDR und arbeitete als Lehrerin an der Hochschule des Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) in Bernau.

  • BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945 (Digital)
  • Ursel Hochmuth:  Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Bln. und Brandenburg 1942-1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein. Berlin 1998
  • Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Neukölln. Berlin 2019
  • Heinrich-Wilhelm Wörmann: Widerstand in Treptow und Köpenick. Berlin 1995.