Hilde Coppi

Hilde Coppi, geb. Rake: Sachbearbeiterin, Röntgenassistentin

Hilde Rake wurde am 30. Mai 1909 in Berlin geboren. Sie wuchs in Mitte auf, wo ihre Mutter Hedwig in der Invalidenstraße einen Lederwarenladen besaß. Hildes Vater Max war schon 1914 verstorben. Sie besuchte eine Höhere Schule für Mädchen und ab 1925 die Handelsschule. Als ihre Mutter den Laden aufgeben musste, brach Hilde die Ausbildung ab und arbeitete ab 1927 auch als Sprechstundenhilfe und Sekretärin in verschiedenen Arztpraxen. Bei operativen Eingriffen und Röntgenaufnahmen assistierte sie ebenfalls.

Während ihrer Schulzeit hatte sie Kommunist*innen kennengelernt, die sie auch nach 1933 weiterhin unterstützte. Ab September 1939 arbeitete Hilde als Sachbearbeiterin bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte (RVA). Zu Beginn des folgenden Jahres lernte sie Hans Coppi kennen und gehörte schnell zu seinem Freundes- und Widerstandskreis in Scharfenberg. 1941 heirateten sie und lebten zusammen in Tegel in einer Gartenkolonie.

Kurz vor ihrer Hochzeit fragte Harro Schulze-Boysen Hans Coppi, ob er als Funker der Roten Kapelle tätig sein wolle. Hilde unterstützte ihren Mann dabei nicht nur, sie wirkte auch allein. So besorgte sie Papier für Flugblätter und beteiligte sich mit Hans an der Klebezettelaktion der Gruppe gegen die NS-Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ am 17. Mai 1942 im Wedding. Sie war an der Gründung illegaler Betriebsgruppen in Südberlin beteiligt, beschaffte Quartiere für Verfolgte und gab heimlich abgehörte Radionachrichten weiter.

Im September 1942 wurde Hilde Coppi verhaftet und im Januar 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat in Tateinheit mit Feindbegünstigung, Spionage und Rundfunkverbrechen“ zum Tode verurteilt. Zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung war Hilde schwanger. Ihr Sohn Hans kam am 27. November 1942 im Frauengefängnis Barnimstraße in Friedrichshain zur Welt. Weniger als einen Monat später, am 22. Dezember 1942, wurde ihr Mann Hans in Plötzensee hingerichtet.

Hilde Coppi durfte ihren Sohn noch sechs Monate stillen und wurde am 5. August 1943 zusammen mit zwölf weiteren angeklagten Frauen der Roten Kapelle (Ursula Goetze, Liane Berkowitz, Eva-Maria Buch, Annie Krauß, Klara Schabbel, Maria Terwiel, Else Imme, Cato Bontjes van Beek, Oda Schottmüller, Rose Schlösinger, Frida Wesolek, Ingeborg Kummerow) in Plötzensee ermordet.

Vor einigen Jahren fand ich im Bundesarchiv auf einer kleinen Karte einen Eintrag vom Gefängnispfarrer des Berliner Frauengefängnis: „Hilde Coppi, Hochverrat und Landesverrat, Schulze-Boysen-Kreis, zart, fein, tapfer, ganz selbstlos. Gebar am 27.11.1942 ihr Kind. Hinrichtung ihres Mannes durfte ihr nicht mitgeteilt werden, ließ darum ihren Schmerz nicht laut werden. Kind wurde von ihrer Mutter erst in der Woche der Hinrichtung geholt. Stolz, beherrscht und lieb. Kein Hass. Eine rührende Persönlichkeit. Rechnete nie mit ‚Gnade‘ der Menschen. Nie bereut.“

Im Berliner Frauengefängnis an der Barnimstraße verbrachte ich die ersten acht Monate meines Lebens. Geblieben ist ein Gefühl von Geborgenheit, manchmal erscheint es mir, als ob es die beste und behütetste Zeit meines Lebens gewesen sei.

Hans Coppi Jr.

Hilde Coppi im Treptower Park

Ehrungen für Hilde Coppi

  • Coppistraße in Berlin-Lichtenberg
  • Gedenktafel in Berlin-Reinickendorf, Seidelstr. 114, Weg 6, Kolonie „Am Waldessaum“
  • Gedenktafel in Berlin-Karlshorst, Römerweg 32 (Hans-und-Hilde-Coppi-Oberschule).

Hans Coppi: Die „Rote Kapelle“ auf neue Weise erzählen:

Hans Rainer Sandvoß: Widerstand in Pankow und Reinickendorf

Hans Rainer Sandvoß: Widerstand in Mitte und Tiergarten

Hans Rainer Sandvoß: Widerstand in Friedrichshain und Lichtenberg

Hans Coppi: Hilde Coppi. In: Gisela Notz (Hrsg.): Wegbereiterinnen. Berühmte, bekannte und zu Unrecht vergessene Frauen aus der Geschichte.

https://nachkommen-netzwerk-berlin.de/hans-coppi-was-war-wirklich-passiert

oberes Foto: Privatarchiv G. Wehner, in: BdVVN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945

unteres Foto: Hans Copp, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0