Ehrendoktorwürde für Margot Friedländer

Die 100-jährige Holocaust-Überlebende Margot Friedländer wird für ihr Lebens-Werk, als "Botschafterin der Erinnerung und der Menschlichkeit für jüngere Generationen" von der Freien Universität Berlin geehrt.

Margot Friedländer beim Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day) am 27. Januar 2022 vor dem Europäischen Parlament
Margot Friedländer beim Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day) am 27. Januar 2022 vor dem Europäischen Parlament. Foto: European Parliament, CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer hat die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin (FU) erhalten. Friedländer wurde am 5. November 1921 in die jüdische Familie Bendheim in Berlin-Kreuzberg geboren. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Sie selbst versteckte sich über viele Monate im Untergrund in Berlin, wurde dabei auch von NS-Gegnern unterstützt,  und überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt. Sie wanderte nach dem Krieg in die USA aus und kehrte 2010 nach dem Tod ihres Mannes nach Berlin zurück. Friedländer bekam für ihr Engagement als Zeitzeugin bereits das Bundesverdienstkreuz und ist Berliner Ehrenbürgerin.

Bürgerwissenschaftlerin der Reflexion von Vergangenheit

Mit der Ehrenpromotion ausgezeichnet werden „die überragenden Verdienste von Margot Friedländer als Zeitzeugin der Verfolgung und des Überlebens in der Shoah, als engagierte Anwältin öffentlicher Geschichte, als Botschafterin der Erinnerung und der Menschlichkeit für jüngere Generationen“, heißt es in der Begründung. Geehrt werde Margot Friedländer als beispielhafte „Bürgerwissenschaftlerin“, deren Leistungen über die Vermittlung selbst erlebter Geschichte weit hinausgingen: „Margot Friedländers citizen science steht für eigenständige Formen der Erkenntnis und Reflexion von Vergangenheit, die nicht nur für die Geschichte des Nationalsozialismus, sondern für die Zeitgeschichte und für die Geschichts- und Kulturwissenschaften überhaupt unverzichtbar geworden sind“, heißt es in der Begründung weiter. „Die Freie Universität Berlin erkennt darin eine hervorragende wissenschaftliche Leistung und ehrt mit Margot Friedländer zugleich eine Persönlichkeit, deren unerschütterliche Haltung der Menschlichkeit aus schwieriger Erinnerung auf die unverzichtbaren Grundlagen freier und verantwortlicher Wissenschaft verweist.“

Interviews mit Margot Friedländer
Deutschland Archiv der BPB  am 01.04.2022: „Margot Friedländer: „Ich spreche für die, die nicht mehr sprechen können.“
Tagesschau am 27.01.2022: „Seid ein Mensch!“
Jüdische Allgemeine am 04.11.2021: „Ich habe auch sehr viel Gutes erlebt“
Deutschlandfunk Kultur am 14.08.2019: „Ich predige und sage: Seid Menschen!“
ZDF TerraX vom 04.042022
RBB vom 10.02.2022 und im RBB-Talk „Studio 3“ am 04.02.2022

Feierliche Auszeichnung

Die Auszeichnung mit der Ehrendoktorwürde wurde im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung am 25. Mai Uhr im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin verliehen. Die Laudatio hielt die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann. FU-Historiker Paul Nolte und Geschichtsstudent Vincent Bruckmann führten anschließend ein Gespräch mit Margot Friedländer.

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