Elisabeth Schumacher, geb. Hohenemser

Grafikerin mit jüdischer Familie

28. April 1904 in Darmstadt – 22. Dezember 1942 in Plötzensee

Elisabeth Hohenemser stammte aus einer wohlhabenden Familie aus Darmstadt. Zusammen mit ihren vier Geschwistern verbrachte sie ihre Kindheit in Straßburg. Nach dem Besuch einer Schule für Höhere Töchter von 1910 bis 1914 zog Elisabeth mit ihrer Familie nach Frankfurt am Main. Ihr Vater Fritz, von Beruf Ingenieur, fiel als Soldat bereits im Oktober 1914 im 1. Weltkrieg. Der Beruf ihrer Mutter Annerose ist unbekannt.

Nach dem Abschluss der Ausbildung in Offenbach und Berlin, die sie mehrfach aufgrund finanzieller Probleme unterbrechen musste, arbeitete Elisabeth von 1933 bis 1939 freiberuflich im Arbeitsschutzministerium (später Reichsstelle für Arbeitsschutz) in Charlottenburg. Aufgrund ihrer jüdischen Familie wurde ihr eine feste Anstellung verwehrt. 1932 verlobte sie sich mit dem Bildhauer Kurt Schumacher, 1934 heirateten sie und zogen zusammen nach Berlin-Tempelhof.

Zusammen mit ihrem Ehemann Kurt war sie ab spätestens 1937 über Kontakt zu Harro und Libertas Schulze-Boysen, die sie bereits 1930 kennengelernt hatte, für die Rote Kapelle im Widerstand. Darüber lernte sie weitere Widerständige kennen, darunter Elfriede Paul, Erika Gräfin von Brockdorff, Hans Coppi und Oda Schottmüller, mit der sie eine enge Freundschaft verband.

Elisabeth wirkte als Kundschafterin und sammelte geheime Informationen an ihrer Arbeitsstelle. Nach Kriegsbeginn half sie bei der Herstellung und Verbreitung von illegalen Flugschriften. 1939 reiste sie zusammen mit Kurt als Kurierin in die Schweiz. Zusammen mit der Neuköllner Bibliothekarin Lotte Schleif half sie dem verfolgten Rudolf Bergtel bei der Flucht in die Schweiz. 1941 wurde Kurt Schumacher für die Bewachung von Kriegsgefangenen an die Ostfront eingezogen. Bei einem Besuch dort beobachtete Elisabeth die bedrückende Situation der Kriegsgefangenen und polnischen Jüdinnen und Juden und machte sich größte Sorgen um ihre von Deportation bedrohte jüdische Verwandtschaft.

Im folgenden Jahr im April versuchte sie zusammen mit Philipp Schaeffer einen Versuch, ihren Onkel und seine Familie vor der Deportation zu retten. Doch sie kamen zu spät, zusammen mit seiner Frau hatte er sich aus Angst vor der drohenden Deportation das Leben genommen. Bei dem Rettungsversuch verunglückte Philipp und lag bis zu seiner Verhaftung im Krankenhaus.

An Ostern 1942 lernte Elisabeth die illegal aus Schweden eingereiste Charlotte Bischoff kennen, vermittelte ihr Quartier bei Kurts Mutter und Kontakte zu anderen Widerständigen. Anfang August 1942 nahm sie den Fallschirmspringer und Funker Alfred Hößler bei sich auf und vermittelte Hans Coppi den Kontakt zu ihm.

Nach der einsetzenden Verhaftungswelle gegen die Rote Kapelle wurde Elisabeth im September 1942 verhaftet und am 19. Dezember vom „Reichskriegsgericht“ wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Spionage für die Sowjetunion“ zusammen mit ihrem Mann Kurt, Libertas und Harro Schulze-Boysen, Ilse Stöbe, Hans Coppi und anderen zum Tode verurteilt. Nur drei Tage später wurde Elisabeth Schumacher in der NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee ermordet. 

Ach, Ihr Mütter (…) Ein Trost ist mir, dass der tägliche Lebenskampf Euch ein wenig von dem nutzlosen Grübeln abhält. Dass ihr so wunderbar für uns sorgt, erfüllt mich mit Rührung und Dankbarkeit. Aus jedem Ding, das Ihr uns gebt, erkennt man so stark, wie liebevoll Ihr bemüht seid und wie es Euch gelingt, Euch in unsere Lage hineinzuversetzen. Nur dürft Ihr Euch bitte, bitte, meinetwegen nichts absparen. Seht, ich habe noch viel zuzusetzen und habe doch immer wenig gebraucht, und der Umsatz hier in der Ruhe ist doch sehr gering im Gegensatz zum aufreibenden Leben draußen.
Wie gerne würde ich Euch anders danken als mit solch kümmerlichem Brief. Und Euch trösten. Das Schwerste für mich ist, die Ursache zu solchem Herzeleid zu sein.

Aber ich bitte Euch alle (…): Schämt euch unserer nicht. Ihr wisst, dass wir keine Untermenschen sind, dass wir – Ihr kennt die Zusammenhänge nicht – unserer besten Überzeugung folgten unter Hintansetzung von Sicherheit, Ruhe und Bequemlichkeit. Dass Ihr nun so schwer darunter zu leiden habt, ist für mich das Härteste und trifft mich viel schlimmer als mein eigenes Los. Ich habe immer so gern überall geholfen, nun kann ich das nicht mehr. Glaubt mir, das ist unsagbar schwer. (…) Es ist eine Gnade so viel schöne Erinnerungen zu haben, und ich bitte Euch, ihr Lieben, denkt auch Ihr oft in Dankbarkeit und nicht in Trauer an alles schöne Gemeinsame, (…).

Elisabeth Schumacher im Abschiedsbrief an ihre Mutter und Schwiegermutter

Gedenken

Stolperstein vor ihrem letzten Wohnort in Tempelhof, Gedenktafel an der Ringmauer der Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde.

  • Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer Band 2
  • BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945
  • Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Mitte und Tiergarten
  • Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Neukölln
  • Karl Biernat, Luise Kraushaar: Die Schulze-Boysen/Harnack-Organisation im antifaschistischen Kampf
  • Peter Steinbach, Johannes Tuchel (Hrsg.): Lexikon des Widerstandes 1933-1945
  • Heinrich-Wilhelm Wöhrmann: Widerstand in Charlottenburg
  • Heinrich-Wilhelm Wöhrmann: Widerstand in Schöneberg und Tempelhof.
  • Totenbuch Plötzensee
  • Foto: Der antifaschistische Widerstandskämpfer, H. 3/1989/ Die Tat, Nr. 25/1949