Uhrig-Römer-Gruppe

Frauen in der Widerstandsgruppe Uhrig-Römer

Viele Kommunistinnen und parteilose Frauen arbeiteten im technischen Apparat der Bezirksleitung mit oder unterstützten führende Funktionäre der von Robert Uhrig geleiteten Widerstandsorganisation bei ihrer politischen Arbeit. (…) Sie vermittelten Treffpunkte, bewahrten für die Organisation wichtige Dokumente auf, halfen beim Verbreiten illegalen Materials, sammelten Lebensmittelmarken und Geld für ausländische Zwangsarbeiter(…).

Luise Kraushaar in Berliner Kommunisten im Kampf gegen Hitler.

Die Uhrig-Römer-Gruppe war eine kommunistische Widerstandsgruppe um den Arbeiteiter und KPD-Funktionär Robert Uhrig und Josef „Beppo“ Römer, Jurist, Stabsoffizier und später Kommunist. Sie entstand im Sommer 1941 nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nach einem Treffen durch Zusammenschluss des Kreises um Robert Uhrig mit der Gruppe um Josef Römer in Brandenburg.

Robert Uhrig war bereits 1934 verhaftet worden und bis 1936 im Zuchthaus Luckau inhaftiert. Anschließend nahm er wieder Kontakt auf zu anderen Widerständigen und baute eine kommunistische Widerstandsgruppe auf. Darüber lernte er auch seine spätere Frau Charlotte kennen.

Auch Josef Römer war bereits 1933 und 1934 verhaftet worden und bis 1939 inhaftiert. Anschließend kehrte er nach Berlin zurück und nahm Kontakt zu früheren Freund*innen, unter anderem seiner Lebensgefährtin Cilly Bode auf.

Die Widerstandstaktivitäten der Frauen in der Uhrig-Gruppe waren vielfältig. Einige, wie Martha Nitschke, Clara Lehnig, Anna Reinicke, Charlotte Uhrig und Hilde Seigewasser, unterstützten politisch Verfolgte, Inhaftierte und deren Angehörige sowie Zwangsarbeitende und knüpten Kontakte zu anderen Widerständigen.

Martha Butte, Cilly Bode, Elfriede Tygör und Charlotte Eisenblätter waren an der Herstellung und Vervielfältigung von illegalen Schriften der Gruppe, vor allem dem „Informationsdienst“ beteiligt.

Margarete Beinlich, Charlotte Uhrig, Martha Butte und Charlotte Uhrig beschafften während des Krieges an ihren Arbeitsstellen geheime Informationen über die deutsche Rüstungsproduktion und schmuggelten illegale Schriften und Informationen ins Ausland.

Wer seinem eigenen Volke im Kriege in den Rücken zu fallen sucht, muß unter allen Umständen damit rechnen, daß er sein Leben verwirkt hat. Dies muß insbesondere auch für die Angeklagte Eisenblätter gelten, die es vermocht hat, im dritten Kriegsjahr eine derart üble und gemeine Hetzschrift zu vervielfältigen, wie es der, Informationsdienst‘ gewesen ist. Wenn die Angeklagte Eisenblätter nur das getan hätte, wäre sie schon deswegen allein des Todes würdig.

Aus dem Urteil des Volksgerichtshofs gegen Charlotte Eisenblätter. 

Als Mitglied der Uhrig-Gruppe wurde Charlotte Eisenblätter am 25. August 1944 zusammen mit Elfriede Tygör in Plötzensee hingerichtet.

Auch während der Haft leisteten viele Frauen der Uhrig-Römer-Gruppe Widerstand. Sie nahmen Kontakt zu anderen politischen Inhaftierten auf und unterstützten sich gegenseitig.

Als im Februar 1942 die staatspolizeilichen Maßnahmen gegen die unter Leitung des Robert Uhrig stehende kommunistische Gruppe und die Festnahme der Funktionär (…), beschlossen die Angeschuldigten Seigewasser, Uhrig und (…) eine Art Unterstützungsleistung unter sich und ihren bekannten Gesinnungsgenossen nach Art der „Roten Hilfe“ einzuleiten und unter Leitung der Angeschuldigten Seigewasser einen Fonds zu bilden, aus dem die Angehörigen der Verhafteten unterstützt werden könnten. (…) Im Juli wurde die Angeschuldigte Seigewasser (…) über das Bestehen und die Ziele der Europäischen Union unterrichtet. (…), dass die Organisation ein Sammelbecken linksgerichteter politischer Kräfte zur Übernahme der Macht bei dem erwarteten Zusammenbruch Deutschlands darstellte.

Aus dem Urteil gegen Hilde Seigewasser und Charlotte Uhrig

Hilde Seigewasser erhielt 2,5 Jahre Zuchthaus-Strafe und kam im Februar 1945 im Zuchthaus Cottbus ums Leben. Charlotte wurde freigesprochen und dennoch bis zur Befreiung Ende April in Ravensbrück inhaftiert.

Charlotte Uhrig überlebte und übergab ihren gemeinsamen Nachlass mit Robert Uhrig dem Zentralen Parteiarchiv der SED.

Elisabeth Bachmann  |  Kreszenz Beimler  |  Margarete Beinlich, geb. Lange  |  Helene Beling  |  Anna Beling, geb. Knape  |  Johanna Berger, geb. Hochlar  |  Cäcilie Bode  |  Marta Böse, geb. Hahnebutt  |  Martha Butte, geb. Riedel   |  Emma Ecke, geb. Laue  |  Charlotte Eisenblätter   |  Gertrud Firl  |  Wilma Foelkel, geb. Ostrowsky  |   Else Gebel  |  Martha Grieb  |  Hildegard Guddorf, geb. Morgner  |  Erna Hädrich, geb. Heidroski  |  Gertrud von Heimerdinger  |  Käte Herrmann, geb. Brückmann  |  Viktoria Hösl  |  Katharina Käthe Kern  |  Sophie Klopsch, geb. Owczarczak  |  Irmgard Köller, geb. Schmolt  |  Pauline Kowalke, geb. Kerkow   |  Gerda Kowalke, geb. Stamm  |  Clara Lehnig, geb. Pöschke   |  Ella Lentzsch  |  Frieda Masche, geb. Schulze  |  Johanna Mett, geb. Lenk  |  Irene Meyer-Hanno  |  Martha Naas, geb. Jessen  |  Anni Nawrocki, geb. Pleß Ebel  |  Martha Nitschke, geb. Schulze  |  Adele Obermayr, geb. Husch  |  Lieschen Poetzsch  |  Brunhilde Prelle, geb. Zoschke  |  Else Pygia  |  Hedwig Rahmel-Robens, geb. Tegge  |  Gertrud Rast  |  Anna Rathmann, geb. Rosemeyer  |  Anna Reinicke, geb. Föcke  |  Gertrud Riedel, geb. Edler |  Gertrud  Rosenmeyer  |  Paula Rueß  |  Johanna Sachse, geb. Petzold  |  Elisabeth Salvenmoser  |  Friedel Schirm, geb. Mattich  |  Erna Schmidt, geb. Ebel  |  Ilse Schreiber  |  Herta Seher, geb. Lindner  |  Martha Schultze  |  Hilde Seigewasser, geb. Pöhlmann  |  Hedwig Siedentopf  |  Martha Strege  |  Adele Stürzl  |  Susanne Suhr  |  Frieda Timm, gen. Woyde  |  Käthe Tucholla, geb. Scheffler  |  Elfriede Tygör  |  Margarete Tygör, geb. Rodehorst  |  Charlotte Uhrig  |  Irma Voigt, geb, Uebrig  |  Erna Winzer, geb. Rumpf  |  Erna Wollangk, geb. Timm   |  Elfriede Zoschke, geb. Jutrzinskiy

Luise Kraushaar: Berliner Kommunisten im Kampf gegen Hitler

Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer

BVVdN (Hrsg.): Widerstand in Berlin 1933-1945.

Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Berlin 1933-1945

Hans-Rainer Sandvoß: Die andere Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945

Ein Überblick über die Geschichte der Uhrig-Römer-Gruppe auf der Website des der Stadt Potsdam